Die Beziehungen zwischen Nürnberg und Prag gehen auf das Mittelalter zurück. Denn schon im 13. Jahrhundert war die Goldene Straße, also die Verbindung zwischen den beiden Europäischen Städten, eine wichtige Handelsverbindung. Noch bedeutsamer wurde sie durch den Erlass Kaiser Karls IV., der diese Route als verbindlichen Reiseweg festlegte, sobald die böhmischen Könige zu den Reichstagen oder zur Kaiserwahl nach Nürnberg reisen wollten.
Seit vielen Jahren ist es das Bestreben der Nürnberger Symphoniker, die gleichermaßen große wie großartige kulturelle Tradition Nürnbergs als musikalische Botschafter in die Welt zu tragen. Und so war es 20 Jahre später für das Orchester eine Ehre und Verpflichtung zugleich, sich aus Anlass der Feierlichkeiten der 20-jährigen Partnerschaft zwischen Nürnberg und Prag auf den Weg in die Goldene Stadt zu machen.
Die vorliegende Live-Aufnahme entstammt dem Festkonzert vom 25. Mai 2010 im wunderschönen Prager Smetana-Saal. Sie ist nicht nur ein Dokument, sondern vor allem ein Beleg für die Früchte, die die erfolgreiche künstlerische Zusammenarbeit des neuen Chefdirigenten Alexander Shelley mit „seinen“ Nürnberger Symphoniker bereits in der ersten Saison trägt.
Nürnberger Symphoniker, Alexander Shelley, Oliver Triendl
LUDWIG VAN BEETHOVEN KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER NR. 5 ES-DUR OP. 7 3
In den Ländern des angelsächsischen Sprachraums nennt man Beethovens Fünftes Klavierkonzert „Emperor Concerto“ (Kaiserkonzert). Der Beiname, der nicht vom Komponisten stammt, bezieht sich einerseits auf den heroischen und majestätisch-großartigen Charakter des Werks, das bezeichnenderweise in Es-Dur – der Tonart der „Eroica“ – steht, andererseits wohl auch auf die Umstände der Entstehung. Beethoven komponierte das Konzert sozusagen „unter Feuer“, als Napoleon im Jahr 1809 mit seiner Artillerie Wien unter Beschuss nahm und schließlich in der Stadt einmarschierte. Vor diesem Hintergrund nannte der Musikforscher Alfred Einstein das Es-Dur-Konzert auch die „Apotheose des Militärischen“.
Nürnberger Symphoniker, Alexander Shelley
LUDWIG VAN BEETHOVEN SYMPHONIE NR . 6 F – D U R O P. 6 8 „ PASTORALE “
Vielleicht ist die „Pastorale“ die außergewöhnlichste unter den „großen Neun“ von Ludwig van Beethoven. Auf jeden Fall beginnt und endet die „Sechste“ wie keines ihrer acht Schwesterwerke: Ihr Anfang ist so entspannt, locker und relaxed wie sich ihr Schluss versöhnlich, abgeklärt, ja verklärt gibt: Keine dramatische Eröffnungsgeste zu Beginn, keine spektakuläre Schluss-Apotheose für das glorreiche Ende. Stellt die schicksalhafte, heroisch-dramatische „Fünfte“ das an die gesamte Menschheit appellierendes Bekenntniswerk eines politisch engagierten Komponisten dar, so ist die lyrisch abgeklärte „Pastorale“ die private Naturidylle eines Stadtmenschen, der die Ruhe und Einsamkeit des Landlebens zu schätzen und zu genießen weiß. Und dennoch: Diese scheinbar so „liebe, lyrische“ Symphonie hat es (natürlich) „ganz schön in sich“ – sie trägt einen gewaltigen Sprengsatz in Richtung Zukunft mit sich…